Tschüssikowski Pixelherz: Mein Leben als Profilleiche

Einleitung

Es gibt eine digitale Zwischenwelt, ein digitales Fegefeuer für soziale Kontakte, das heute nur noch in den Randbereichen kollektiver Erinnerung weiterlebt. Dort, zwischen vergessenen .de-Domains und brachliegenden Smileys, existiert eine kleine blaue Plattform weiter – zumindest in unseren Albträumen. Ich war einst lebendig auf StudiVZ. Ich zog durch endlose Gruppen wie „Ich hätte jetzt auch lieber Ferien“ oder „Bin offline, schreibt trotzdem“. Mein Pixelherz schlug laut – doch heute bin ich etwas anderes.

Ich bin… eine Profilleiche.

Willkommen in meinem untoten Tagebuch. Eine tragisch-nostalgische Dekonstruktion – bewusst blöd erzählt, um dem ganzen einen würdigen Wortwitzsarg zu zimmern. Strapazier deine Lachmuskeln, nimm ein Taschentuch – und dann zurück in die düsterkomische Welt der Netzwerknostalgie. Denn was bleibt vom StudiVZ, wenn nicht peinliche Selfies, Geistergruppen und eine letzte, nie beantwortete Chatnachricht?


Ein düsteres Piepen im Pixelwald: Der Anfang vom Ende

Es war einer dieser Abende. Der Router rauschte wie ein gelangweilter Ozean, mein Acer-Laptop röchelte sein Ladegeräusch, als würde er gleich selbst offline gehen. Ich loggte mich ein. StudiVZ – mein digitales Zuhause. Mein Profilbild zeigte mich mit Schweißband, aufgenommen mit einer Webcam, die ungefähr die Bildqualität eines halb verwaschenen Kaffeeflecks hatte.

Und dann – das Piepen. Kein echtes Piepen, sondern ein inneres, seelenzerrendes Gefühl. Als würde StudiVZ, mein treuer Freund, nur noch durch die Stromversorgung am Leben erhalten. Die Gruppen hingen schlaff in der Seitennavigation. Niemand hatte mehr in „Ich hasse Montagvormittage“ gepostet. Die Gruppe „Ich bin nicht dick, nur zu klein für mein Gewicht“ – leer. Meine Kontaktliste? Ein digitales Massengrab.

Ein Schatten zog durchs Profil. Entfolgt, entfreundet, ent-herzigt. Ich spürte es: Mein Pixelherz bekam die ersten Risse.


Geisterprofile und Gruppenruinen: Eine Safari durch das Jenseits der Sozialen Medien

Irgendwann waren sie alle verschwunden. Nein, nicht gestorben. Nur ausgeloggt. Für immer. Und was blieb, waren die Geister.

Geisterprofile… du kennst sie. Profile ohne Profilbild, letzter Login: „vor 158 Monaten“. Pinnwände, auf denen der letzte Gruß aus 2009 stammt: „lol xD“. Gruppen, die wie Relikte einer vergessenen Kultur wirr nebeneinander standen, wie halb zerfallene Wahlplakate in einem leergefegten Viertel:

  • „Weltfrieden durch Kuscheln“ (23 Mitglieder)
  • „Wenn jemand „was geht?“ sagt und ich sage „Treppe runter“ haha lol“ (2149 Mitglieder)
  • „Ich schau nur kurz rein (studi-abstinenzgruppe)“ (ironisch bis zum bitteren Ende)

Aber niemand schaute mehr rein.

Ich klickte mich durch und fand schließlich… mich selbst. Allein auf meiner Freundesliste. Mein Profil, eingefroren in der Zeit. Kein Buschfunk mehr. Kein Herz. Kein Leben. Doch mein Name blinkte. Immer noch angemeldet. Und so wurde ich zur Profilleiche. Nicht tot – aber eben auch nicht mehr ganz da.


Die letzte Nachricht: Ein literarischer Unfall

Ich wollte sie löschen. Diese eine Nachricht.

„HDL, auch wenn du’s nicht glaubst <3“

Ja, die war von mir. Aus dem Jahre des Internets 2008. Sie stand immer noch in einem Chatverlauf, der sich anfühlte wie ein verstaubtes Tagebuch mit Emo-Songtexten an den Randseiten. Ich suchte den Chatpartner. Klickte. Lade… Lade… Fehler 404.

Typisch. Immer diese Einseitigkeit im digitalen Jenseits.

Also schrieb ich zurück. Ja, schrieb wirklich:

„Ich bin bei StudiVZ geblieben. Du auch?“

Send gedrückt. Und als wäre es von einem Schwarzweißfilmregisseur mit zu viel Melancholie inszeniert worden, tauchte prompt das rote X-Icon auf. Zustellung fehlgeschlagen. Perfekte Pointe.

Ich lachte. Na ja, hysterisch. Und dann sehr lang.


Affentanz am Abgrund: Mein letzter Logout

Was soll ich sagen? Ich blieb noch eine Weile. Ich versuchte, mich neu zu erfinden: kuratierte mein Profil, versah mein virtuelles Ich mit einem neuen Gruppenzitat („Ich würde dir gern zustimmen, aber dann hätten wir beide Unrecht“). Ich baute bei Knuddels die Farm zurück auf, kommentierte bei alten Alben „Ahahaha, wie sah ich da aus?!“, als wäre es erst gestern gewesen.

Doch irgendwann… war es Zeit. Ein letzter Scroll. Eine letzte Gruppenzugehörigkeit („Ehrenmitglied bei Wegen Is So“), ein letzter „Tschüssikowski“.

Ich klickte oben rechts auf „Abmelden“.

Ein Pop-up erschien:

„Willst du wirklich gehen?“

Ein Klick später… Nichts. Kein Pop-up mehr. Kein Pixelherzschlag. Nur noch ich. Und meine Erinnerungen. Und die bittere Erkenntnis: Man stirbt zwei Mal. Das erste Mal, wenn man ausgeloggt wird. Das zweite Mal, wenn niemand mehr fragt, wo du geblieben bist.


Fazit: Zwischen Bit und Biss trifft mich der Logoutblitz

Ein Profi war ich nie. Aber eine Profilleiche – das war ich mit Herz. Oder eher: mit Rest-Byte. So endet meine StudiVZ-Akte. Sarkastisch, sinnlos, voller Wortspiele. Und genau deshalb notwendig.

Solltest du, lieber Lesender, beim nächsten „Tschüssikowski“ ein kleines Zucken spüren – dann sind sie wieder wach. Die Geisterprofile. Vielleicht schreibe ich ihnen. Vielleicht antworten sie nie. Aber hey – war doch irgendwie schön, oder?

Bis bald. Im StudiJenseits.


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Eine bittersüße, sarkastische Erinnerung an StudiVZ: Was von unseren Profilen übrig blieb – und warum „Tschüssikowski“ mehr als nur ein Abschiedswort war.